Samstag, 2. März 2013

#aufschrei Teil 2 - Kommentar zu einem TAZ-Artikel

Mein Kommentar zu diesem Artikel:
http://www.taz.de/!111889/#send-comment

Ich will im Folgenden nur die Sicht aus einem anderen gesellschaftlichen Standpunkt zu verstehen geben. Man kann es immer aus verschiedenen Punkten betrachten. In vielen Punkten stimme ich dem Artikel sonst zu. Natürlich muss sich Frau nicht auf jeden Flirt einlassen. Welche Frau tut das schon, wenn sie nicht will? Welcher Mann erwartet denn das? Aber...

Es sind nur selten die Männer, die Frauen auf ihr Äußeres reduzieren. Im Internet scheinen sie nur zu dominieren, weil diese dauernd ihre Kommentare zu Frauenbildern abgeben. Tatsache ist: viel häufiger reduzieren sich junge Frauen selbst auf ihr Äußeres. Nach Studien (u.A. laut Wikipedia) betreiben 59 % der jungen Frauen Sexting (http://de.wikipedia.org/wiki/Sexting#Verbreitung). Mir kommt es manchmal mit Dunkelziffer wie 80 % vor. Über die Hälfte der Frauen haben meiner Einschätzung nach schon mal freizügige (halbnackt) Fotos von sich irgendwo im Netz gepostet. Viele junge Frauen kleiden sich öffentlich freizügig oder bewusst sehr erotisch/sexy. In speziellen Fällen noch Duckface-Fotos, Germanies Next Topmodel, Modewahn hoch 10 – und da sollen WIR die Frauen auf ihr Äußeres reduzieren?

Überhaupt, was heißt hier „wir“? Ich fühle mich nur aufgrund meines Geschlechts von Ihrer Kritik angesprochen, obwohl ich weiß, dass man mich nicht in eine Schublade mit allen anderen stecken kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das beabsichtigen. Frauen sind ja auch nicht alle so pervers (mittlerweile scheinen Frauen in Perversion zu überwiegen! – Charlotte Rouche-Generation – oft sogar noch pornografischer nach meinen Erfahrungen).
Ich selber gehöre zu den viel zu distanzierten Männern, die aus Paranoia wegen solchen Aufschreien sogar Blickkontakte vermeiden. Und aus Paranoia vor der Egozentrik und sozialen Verwöhntheit der modernen Frau. Häufig reden sich Frauen ein, ein Mann, der bloß mal herübersieht, würde gleich flirten. Frauen sind viel sublimer in Gestik und Körpersprache als Männer darin subtil sind. Außerdem können Männer auch keine Gedanken lesen und viele subtilen Zeichen nicht so gut erkennen wie Frauen – da muss mehr ÜBERdeutlicher Klartext kommen! Es gibt daher viel zu viele Missverständnisse zwischen Männern und Frauen.
Komischerweise sind derart zurückhaltende Männer wie ich viel unbeliebter und erfolgloser als Männer, die offensiv und dreist beim Flirten rangehen. Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl ist immer wichtig bei Männern und genau das haben Machos i.d.R (leider!).

Und dann wäre noch ein Punkt, an dem ein gewaltiges Missverständnis vorliegt. Was heißt hier „reduzieren“? In meinem Empfinden und dem vieler, vieler junger, sozial-privat erfolgloser Männer (die, die sich mit dem sog. „Forever Alone-Meme“ identifizieren) stehen gut aussehende Frauen in der privat-sozialen Hierarchie weit oben. Meist zeigen Frauen deshalb auch entsprechendes Selbstbewusstsein, wenn nicht sogar Arroganz. Die Kaste der „armen Würstchen“, die von begehrten Frauen nicht mal mit dem Ar*** (pardon) angeguckt werden, sind nur die Stiefellecker, die hintenan Schlange stehen. Von „reduzieren“ kann da keinesfalls die Rede sein. Wer das doch tut, zeigt eine enorme soziale Verwöhntheit, weil der Stellenwert dieser Attribute geringer geschätzt wird und zu selbstverständlich geworden ist. Das Gegenteil von Neid und Ressentiments – zwischen solchen männlichen Außenseitern und sozial erfolgreichen Frauen liegt eine so gewaltige Kluft, dass Verständnis füreinander unmöglich erscheint.

Gut aussehende Frauen sind meistens begehrt, beliebt, können fast alles im Privaten haben, kriegen vieles geschenkt und das wiegt für das Ego und das Seelenheil deutlich schwerer als beruflicher Erfolg. Außerdem höre ich überall Frauen eingestehen, dass Frauen so sehr bevorteilt werden - bei Bewerbungen, in Schule und Beruf -, dass Männer es sind, die tatsächlich benachteiligt werden. Aber eben nicht überall. Man kann immer Einzelfälle gegeneinander halten und auch nicht alle eines Geschlechts, sagen wir 3,5 Milliarden Menschen, in eine Schublade stecken. Insgesamt steht mein Gesellschaftsbild aber so, wie ich es im ganzen Kommentar darstellte. Frau müsste man(n) sein.